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Das Handball-Etablishment in Bayern aufgemischt Vor 25 Jahren klopfte der TSV Rottenburg kräftig ans Tor zur Landesliga / Zu kleine Halle lange Zeit als Handicap

 

Rottenburg. (fe) Ununterbrochen seit nunmehr 40 Jahren nimmt der TSV Rottenburg mit einer Herrenmannschaft am Spielbetrieb des Handballverbandes teil. Ihre Glanzzeit erlebten die Laabertaler dabei um die Jahrtausendwende, als sie das Handball-Etablishment in Bayern aufmischten. Vor genau 25 Jahren klopfte nämlich das bisher beste Rottenburger Handballteam kräftig ans Tor zur Landesliga, riss es weit auf, um dann den Schritt in die zweithöchste bayerische Spielklasse doch nicht zu wagen. Unser Mitarbeiter Ferdinand Mader, der als ihr Gründungsvorstand bis heute Pressemann der Handballabteilung ist, warf einen Blick zurück und stöberte dafür im von TSV-Vizepräsident Thomas Biberger gepflegten Abteilungsarchiv.

 

Der schwere Weg nach oben

Um die Jahreswende 1981/82 konnte sich beim TSV Rottenburg der Handballsport als „kleiner Bruder von König Fußball“ etablieren. Rasch machten die Jugendmannschaften mit Erfolgen und Meistertiteln von sich reden und bildeten die Basis für das erste Herrenteam, das ab der Hallensaison 1984/85 in der damaligen Kreis- und späteren Bezirksklasse Niederbayern antrat. Obwohl es dort von Anfang an immer vordere Platzierungen für die Rottenburger gab, gelang ihnen erst in der Spielzeit 1990/91 unter Spielertrainer Ralf Geishauser aus Oberlauterbach, der langjährige Verbands- und Oberliga-Erfahrung vom ETSV 09 Landshut mitbrachte, der Aufstieg in die Bezirksliga. Geishausers Nachfolger wurde mit Horst Schmidbauer aus Regensburg der erste lizenzierte Handball-Übungsleiter des TSV. Trotzdem konnte sich der Neuling nicht in der höheren Liga halten und musste nach nur einem Jahr wieder absteigen. Es dauerte bis zur Saison 1995/96, ehe die Rot-Schwarzen erneut den Sprung nach oben schafften - und wieder hieß der Trainer Ralf Geishauser. Der damals 43-Jährige verkündete erneut: „Wenn’s am schönsten ist, soll man aufhören“ und übergab das Kommando an den neu verpflichteten Hans Krieger. Und mit dem ehemaligen Regensburger Oberligaspieler auf der Trainerbank sollte die bislang erfolgreichste Ära des Rottenburger Handballs anbrechen.

 

Ein „Hexenkessel“ mit Sondergenehmigung

Da die Doppelturnhalle im Schulzentrum über kein Spielfeld mit der im Handball vorgeschriebenen Größe von 40 mal 20 Metern verfügte, musste der TSV Rottenburg von Jahr zu Jahr beim Verband eine Ausnahmegenehmigung einholen. „Die stets gut besetzte Stehtribüne sorgte bei den Heimspielen immer für einen bei den Gastmannschaften gefürchteten ‚Hexenkessel‘. Das zu kleine Spielfeld musste bei Gäste-Niederlagen oft als Ausrede herhalten“, erinnert sich Ferdinand Mader. Die Spielzeit 1998/99 war zugleich die letzte des „alten“ Handballbezirks Niederbayern. Dessen 22 Vereine gingen ab der darauffolgenden Saison im neuen BHV-Großbezirk Altbayern auf, der sich am 4. Dezember 1998 in Rottenburg konstituiert hatte und 55 Clubs vom Münchner Norden über den Großraum Ingolstadt hin bis zur tschechisch-österreichischen Grenzregion (Zwiesel, Simbach am Inn, Burghausen usw.) umfasste.

Um in die ab 1999/2000 neu installierte Bezirksoberliga (BOL) Altbayern aufgenommen zu werden, musste Rottenburg in der Bezirksliga Niederbayern einen Platz unter den ersten Vier erreichen. Nach einer durchwachsenen Vorrunde und Platz fünf starteten die Laabertaler in der zweiten Saisonhälfte eine Siegesserie von 19:1 Punkten und kassierten nur noch eine Niederlage gegen den überlegenen Meister SpVgg Deggendorf. Zur Überraschung der Handball-Experten ließ der TSV Renommiervereine wie den gerade von der Bayern- bis in die Bezirksliga durchgereichten ETSV 09 Landshut und die SG Moosburg, bei der damals die Rottenburger Klaus Großmann und Hermann Frohnhöfer spielten, hinter sich und wurde niederbayerischer Vizemeister.

 

Heimspiele vor 400 Zuschauern in Ergoldsbach Damit qualifizierte sich das Krieger-Team für die Aufstiegsspiele zur Landesliga gegen die Vizemeister aus Oberbayern (SV-DJK Taufkirchen bei München), Schwaben (TSV Schwabmünchen) und Oberpfalz (SG Weiden/Grafenwöhr). Die „Relegationsmühle“ sah Ende April/Anfang Mai 1999 sechs Spiele innerhalb von zwei Wochen vor. Weil die Ausnahmegenehmigung für die heimische Realschulturnhalle nur auf Bezirksebene galt, musste Rottenburg für seine drei Heimspiele, die vor insgesamt fast 400 Zuschauern in der Goldbachhalle stattfanden und die regelmäßig im Regionalfernsehen RFL zu sehen waren, nach Ergoldsbach ausweichen.

Gleich zum Rundenstart am Samstag, 24. April 1999, sorgten die Niederbayern bei den favorisierten Taufkirchenern für Schlagzeilen und gewannen in der Münchner Vorstadtgemeinde mit 19:18. Ferdinand Mader erzählt: „Seinerzeit hospitierte ich in der Sportredaktion des Münchner Merkur. Deren Chef, ein aktiver Handballer, fragte mich an meinem ersten Arbeitstag wo ich denn her käme. Als ich ihm meinen Heimatort verriet, meinte er zu meinem großen Erstaunen: ˋAh ja, Rottenburg an der Laaber, das kenn‘ ich. Dort gibt‘s doch diese gute Handballmannschaft.‘ Da war ich echt baff und schon ein bissl stolz.“

 

Aufstiegs-Euphorie schnell wieder gedämpft Nach dem Samstagscoup im Münchner Süden erhielt die Rottenburger Aufstiegs-Euphorie allerdings 16 Stunden später sofort wieder einen Dämpfer, denn das Rückspiel gegen Taufkirchen in Ergoldsbach ging mit 12:19 verloren. Dabei wähnte sich das Krieger-Team bei einer 10:7-Halbzeitführung bereits mit einem Bein in der Landesliga, nachdem von den vier Kandidaten drei nach oben durften. Doch in der zweiten Hälfte musste der überragende TSV-Kapitän Thomas Biberger, der sich am Vorabend eine schwere Sprunggelenksverletzung zugezogen hatte, endgültig passen und den Rottenburgern gelangen nur noch zwei Tore.

Beim nächsten Spiel vor 350 Zuschauern in Schwabmünchen fiel dann neben Biberger mit Torwart-Routinier Alfred Höcherl eine weitere Teamsäule aus und Rottenburg ging mit 18:36 unter. Auch beim Rückkampf tags darauf in Ergoldsbach blieben die Niederbayern gegen die Schwaben chancenlos (18:29).

 

Tschechen-Star Bakalar kam nicht

Trotzdem wollte Trainer Hans Krieger, der sich selbst als „absoluten Erfolgsmenschen“ bezeichnete und als Handballer noch nie abgestiegen war, das „Thema Landesliga“ noch nicht abhaken. Der Plan des Regensburgers war, in der neuen Spielzeit auf den Manager-Posten zu wechseln, einen hochkarätigen Spielertrainer zu verpflichten und die Mannschaft weiter zu verstärken. Den Grundstock dafür sollten nach wie vor die Rottenburger „Eigengewächse“ bilden, die als A-Jugend von 1989 bis 1991 in Niederbayern zwei Jahre lang ungeschlagen blieben. Völlig unerwartet besiegte der TSV in seinem letzten und zugleich besten Aufstiegs-Heimspiel am Samstag, 8. Mai 1999, den Tabellenführer SG Weiden/Grafenwöhr mit 26:25. Damit ergab sich doch noch die Chance, den Sprung in die zweithöchste Liga zu schaffen. Der gut in der Handballszene vernetzte Hans Krieger wollte für den alles entscheidenden Finalkampf in der Nordoberpfalz als Ersatz für Biberger den zu dieser Zeit vertragslosen, mehrfachen tschechischen Nationalspieler Roman Bakalar holen. „Der hätte uns allein in die Landesliga geschossen“, ist sich Krieger bis heute sicher. Doch die Vereinsführung legte ihr Veto ein, scheute unter Hinweis auf die Hallenproblematik in Rottenburg und aus finanziellen Erwägungen das „Abenteuer Landesliga“. Die kräftezehrende „Quali-Mühle“ hatte den TSV-Kader auf zehn Spieler (möglich waren damals maximal zwölf, heute bis zu 16 Akteure) dezimiert. Nachdem die Rot-Schwarzen bis Mitte der zweiten Halbzeit das Match offen halten konnten, fehlte am Schluss die Kraft und mit einer 19:25-Niederlage in Weiden waren die Rottenburger Landesliga-Träume endgültig geplatzt.

 

Volle Tribünen zur Premiere der neuen Halle in der nächsten Saison 1999/2000 trennten sich dann die Wege von Hans Krieger und dem TSV Rottenburg nach drei erfolgreichen Jahren. Die Laabertaler setzten in der Trainerfrage nun wieder auf vereinsinterne Lösungen. Es folgten noch viele tolle Spiele und Siege. Die Highlights in dieser Zeit: 2001 eine weitere Vizemeisterschaft in der neuen BOL Altbayern (die allerdings keine Aufstiegsschance mehr eröffnete), die Derbys gegen den späteren Landesligisten Mainburg, der in Rottenburg bis heute kein einziges Spiel gewinnen konnte, ein Trainingsmatch gegen die Nationalmannschaft von Georgien (noch in der „alten“ Doppelturnhalle), Ende November 2002 die Punktspiel-Premiere in der neuen Mehrzweckhalle mit einem Sieg gegen Schleißheim vor fast 400 Zuschauern, die offizielle Eröffnungsfeier der Laabertalhalle mit einem Gastspiel des mehrfachen deutschen Meisters und Europacupsiegers TV Großwallstadt im Sommer 2003 sowie ein Sieg im internationalen Vergleich mit dem HBC Broons, einem Farmteam des französischen Champions-League-Siegers Montpellier HB. Bis Ende 2002 durften die Rottenburger mit Sondererlaubnis nur deshalb in der kleinen Realschulhalle spielen, weil die Stadt Rottenburg gegenüber dem Handballverband schriftlich zusicherte, dass eine Dreifachhalle gebaut werde. Doch als die neue, große Laabertalhalle endlich stand, hatten die Rottenburger Herren ihren sportlichen Zenit bereits überschritten. Die „goldene“ Spieler-Generation kam langsam in die Jahre, dementsprechend sackte die Mannschaft in der BOL-Tabelle immer mehr ab und musste schließlich 2006 - nach zehn Jahren im Bezirksoberhaus - in die Bezirksliga absteigen. 2011 ging‘s von dort sogar runter in die unterste Spielklasse. Es folgte eine sehr wechselvolle Dekade mit insgesamt drei Auf- und sofortigen Wiederabstiegen.

 

Es geht wieder aufwärts

Nach dem erstmaligen Sturz in die Bezirksklasse erfolgte 2011 der Radikal-Umbruch des verjüngten Teams und in Rottenburg endete die Zeit der „Pilsen-Connection“. Tadellose Sportsmänner wie Miian Polivka (über 100 Länderspiele für die CSSR), Petr Havel, Petr Jaros oder Vladimir Volf hatten den Rottenburger Handball zuvor nicht nur auf ein neues Level gehoben, sondern die Mannschaft jahrelang auch charakterlich geprägt. Der Entschluss, künftig nur noch auf „Eigengewächse“ zu setzen, erforderte von den Verantwortlichen und Fans einige Geduld. Lohnte sich aber letztlich: 2022/23 stiegen die Rottenburger Herren als Bezirksklassenmeister zum insgesamt vierten Mal in die Bezirksliga auf und konnten sich dort im gerade beendeten Spieljahr 2023/24 erstmals wieder halten. Mit Ausnahme von Torwart Enrico Kranert, der Ende 2023 von der aufgelösten BOL-Truppe des ETSV 09 Landshut zum TSV stieß, wurden alle Spieler im Rottenburger „Talentschuppen“ ausgebildet. Das ist ganz im Sinne des aktuellen Trainers Detlev Klosik. Der Landshuter zählte zu seiner Aktivenzeit beim ETSV 09 zu den besten Linkshändern in Bayern und steht in Rottenburg 2024/25 vor seiner inzwischen fünften Saison.

29:29 gegen Gaimersheim:

TSV Rottenburg holt noch einen Punkt

 

(fe) Nochmals Nervenkitzel gab‘s zum Abschluss der Bezirksliga-Saison am Sonntag beim 29:29 (15:14)-Remis zwischen den Handballern des TSV Rottenburg und des TSV Gaimersheim. Das reichte den Laabertalern, um in der Platzierungsrunde den punktgleichen Gruppendritten (5:7) TSV Simbach II noch zu überholen und als Elfter des 15er-Gesamtklassements das primäre Saisonziel Ligaerhalt sicher zu schaffen. „Natürlich hätten wir uns gerne für die Vorrundenklatsche revanchiert, aber dafür ließen wir heute wieder zu viele Chancen aus“, sagte Rottenburgs Trainer Detlev Klosik nach dem intensiven Match. Der Coach war durch die Absagen von Torwart Enrico Kranert (verletzte sich im Abschlusstraining), Peter Neumann (ebenfalls angeschlagen) und Tim Böttcher (beruflich) zum Umstellungen gezwungen. Zudem musste der bis dahin auf der Rückraummitte-Position überzeugende Leo Zieglmeier bereits in der ersten Halbzeit verletzt passen. Trotzdem gab Rottenburg nach verpenntem Beginn (1:4/6. Minute) die Schlagzahl vor und hätte seine Konstante Drei-Tore-Führung (15:12/29.) ausbauen können. Stattdessen nutzte der mit BOL-Ambitionen in die Saison gegangene  Gast einige Fehler der Klosik-Truppe und verkürzte zur Pause auf 15:14. Im zweiten Akt wurde der Gruppenzweite (6:6 Zähler) dann seiner Favoritenrolle gerecht und ging seinerseits mit plus drei weg (17:20/42.). „Doch meine Mannschaft hat gekämpft und in der Schlussphase alles gegeben“, lobte Klosik. Îmmer wieder kam Rottenburg heran und glich durch Bastian Schönthier und Thomas Rudolphi dann erstmals seit dem 16:16 wieder aus (27:27/57.). Die restlichen 194 Sekunden waren nichts für schwache Nerven. Gaimersheim schien nach einem Doppelschlag zum 27:29 den Sieg sicher zu haben, doch das zehnte Tor von Linkshänder Florian Kammermeier per „schneller Mitte“ neun Sekunden später und das 29:29 von Simon Biberger acht Sekunden vor der Sirene bescherten den Niederbayern noch einen verdienten Zähler.

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